Die RFID Technologie (engl.: Radio Frequency Identification) optimiert im Alltag zahlreiche, bisweilen auch automatisierte Prozesse. Anwendung finden RFID Produkte in der Autoindustrie gleichermaßen wie in der Logistik, in der Warensicherung oder der Tierzucht. RFID Signalgeber können selbst in einer OP unter die menschliche Haut verpflanzt und von Lesegeräten erfasst werden. Globale Handelswege oder Verkehrsströme lassen sich dabei ebenso über RFID überwachen wie die Bewegung von Menschen. Obwohl die ersten Vorläufer vor mehr als 60 Jahren nur begrenzt eingesetzt wurden, durchziehen die mittlerweile sehr kleinen, elektromagnetischen Identifikationssysteme nahezu die gesamte Alltagskultur. Dabei sind RFID Produkte oftmals so langlebig, dass sich Universitäten besonders für Langzeitstudien über RFID interessieren. Doch besonders die unbekannte Lebensdauer von RFID Systemen wird kontrovers diskutiert.
Die geschichtliche Entwicklung von RFID
Noch vor dem Jahr 1950 begann die heute teils kontrovers diskutierte Erfolgsgeschichte von RFID. Die Technologie basierte damals auf Radarwellen und hatte zum Zweck, gegnerische Kriegsparteien von Verbündeten zu unterscheiden. Flugzeuge oder gepanzerte Einheiten waren mit Funkgeräten ausgestattet, um den verbündeten Einheiten ihre Zugehörigkeit zu signalisieren. Spezielle Lesevorrichtungen konnten schließlich erkennen, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelt. Obwohl selbst heutige Armeen mit Nachfolgesystemen ausgestattet sind, hat sich diese Technologie schrittweise den Weg in die Alltagskultur gebahnt. Zwar ruhte die Anwendung für einige Jahre, doch spätestens beim Aufkommen von automatisierten Prozessen in der Industrie griffen Techniker und Elektroniker auf das RFID System zurück. Ausschlaggebend war bis dahin die Publikation des Schweden Harry Stockmann (1905 – 1991), der damit 1948 maßgeblich zur Entwicklung von RFID beigetragen hat. Als Elektrotechniker und Erfinder verließ er Schweden in den 1940er Jahren und wanderte in die USA aus. Die ersten Erfolge an der Harvard University wurden mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg in die entsprechenden Fachgebiete der Forscher getrieben. Stockmann begann hier mit seinen frühen Experimenten in der Kommunikationstechnologie und erforschte die Rückstrahlung von Wellen. Somit begründete Stockmann schließlich eine sehr einfache Variante von heutigen RFID Anwendungsprodukten. Selbst Autobauer griffen wenige Jahre später auf die Technologie der weiterentwickelten RFID Systeme zurück, als einzelne Autoteile genau in der Produktion identifiziert werden mussten. Über mehr als zwei Jahrzehnte waren primitive RFID Identifikationssysteme in der Automobilindustrie im Einsatz, ohne das vorhandene, wirtschaftliche Potenzial vollständig auszuschöpfen. Frühe Ansätze eines Masseneinsatzes zeigten sich dagegen zwischen den Jahren 1970 bis 1980, als RFID Systeme zur Warensicherung in Handelsketten eingesetzt wurden. Die ersten Diebstahlsicherungen lösten durch unauffällige Signale und unscheinbare Empfangssysteme ein Alarmsignal im Kassenbereich aus. Rasant verbreitete sich diese Methode anschließend über die Landwirtschaft bis hin in den Straßenverkehr. Die kommerzielle Kennzeichnung von Tieren senkte ebenfalls erstmals die Kosten der massenhaft hergestellten Komponenten. Neben der Überwachung von Tieren und von Tiertransporten fing ebenfalls die Verkehrsüberwachung an, sich für RFID zu interessieren. Besonders in den USA wurden Identifikationssysteme schnell im Hinblick auf die Abrechnung von Straßengebühren (Maut) populär. Aktuell werden einige RFID Systeme bereits während des Produktionsprozesses in Waren oder Bauteile integriert. Neben der Produktkodierung hat das System Anwendung im bargeldlosen Bezahlsystem sowie dem Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland gefunden.
Die wichtigsten Anwendungsgebiete von RFID
Im Warenwirtschaftsmanagement haben RFID inzwischen eine wichtige Rolle eingenommen. Zahlreiche Studien, die mit RFID durchgeführt wurden, haben Einsparpotenziale beim internationalen Handelsverkehr offengelegt. Da die einzelnen Wirtschaftsverbände und Unternehmen jedoch nicht ineinander übergehen, können mitunter trotz des Einsatzes von RFID nicht alle logistischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Dabei sind die Produktionskosten eines einzelnen RFID Chips mittlerweile sehr gering, je nach Ausstattung sogar im Bereich von nur wenigen Eurocent. Allerdings wirken die gewonnenen Datenmengen besonders auf mittelständische Unternehmen zuweilen abschreckend, da sich ein IT-Experte mit den Informationssammlungen beschäftigen müsste. Neben der Logistik sind RFID Systeme heutzutage in nahezu allen Bereichen aufzufinden. Immer mehr Großküchen verteilen RFID basierte Bezahlkarten, um Bezahlvorgänge zu beschleunigen. Einige Besitzer von Kreditkarten können ebenso am Funksystem in der Sparte Bezahlung teilnehmen, vorausgesetzt die Kreditkarte ist mit einem auslesbaren Geldbetrag aufgeladen worden. Im Kampf gegen Geldfälschung kursieren dabei seit mehreren Jahren Ideen, auch Geldscheine mit kontaktlosen Chips auszustatten. Während die Fälschungssicherheit jedoch erhöht wäre, könnten, so Kritiker des Vorhabens, Firmen den Weg von Banknoten anhand von Bewegungsbildern exakt nachvollziehen. RFID Technologie findet sich seit dem Jahr 2010 in Ausweisen wieder, während Pässe bereits fünf Jahre zuvor mit RFID ausgestattet wurden. Wahlweise kann so unter anderem ein Fingerabdruck abgespeichert und bei Bedarf ausgelesen werden. Seit mittlerweile 9 Jahren nutzen US-Amerikaner die RFID Technologie, um sich beispielsweise einen Chip für Notfälle implantieren zu lassen. Das Gesundheitssystem der USA befürwortet diese Praxis mit RFID, da sich wichtige medizinische Auskünfte in den Chips abspeichern lassen. Das RFID System drängt auf vielen Gebieten ebenfalls den klassischen Barcode zurück. Dies zeigt sich, wie in den Anfängen, im Einsatz innerhalb der Modeindustrie, heute jedoch ebenso in Kaufhäusern oder Drogerien. Branchenbeobachter erwarten in naher Zukunft eine Zunahme von RFID in diesen Sektoren. Vorreiter finden sich besonders in der Produktion von hochwertiger Kindermode. Bekannte Jeansmarken überlegen momentan, ihre Artikel langfristig mit Chips auszustatten. Experten erwarten andererseits, dass auch nichtkommerzielle Einrichtungen, darunter auch Stadtbibliotheken, von dieser Technologie Gebrauch machen.
Kritik von Verbraucherschützern und mögliche Gefahren
Die hochentwickelten RFID Systeme können mit beschreibbaren Speichern ausgestattet sein. Dadurch besteht potentiell die Möglichkeit, Datenströme mittels Lesegeräten unauffällig auszulesen. Verbraucher- und Datenschützer sind alarmiert, da sich nicht eindeutig erkennen lässt, ob ein RFID im Privathaushalt inaktiv ist oder möglicherweise über einen längeren Zeitraum Daten sammelt. Bautechnisch mit einem eigenen Energieträger ausgestattete RFID Produkte können sogar über mehrere Jahre kontinuierlich arbeiten. Auch die Bandbreite der Speichermodule variiert stark. Von wenigen Bits kann ein RFID durchaus wiederbeschreibbare Speicherkapazitäten im Bereich der Kilobytes aufweisen. Kritiker bezeichnen die Produkte aus der Warensicherung aus diesem Grund oftmals als Spy Produkte. Elektroniker haben nämlich aufzeigen können, dass versteckte RFID Produkte in der Kleidung Daten für ein individualisierbares Bewegungsmuster generieren können. Verbraucherschützer warnen daher, dass RFID trotz der Nutzungsfaktoren im Warenwirtschaftssystem Informationen versteckt sammeln können. RFID Sicherungssysteme könnten dabei die Richtlinien des Datenschutzes gefährden und bewegen sich in Einzelfällen sogar in Grauzonen. Denn nicht immer funktioniert die Abschaltung von RFID an bestehenden Kassensystemen. Wenn eine Diebstahlsicherung in einen Privathaushalt gerät, sollten Kunden den Chip nach dem Vorschlag von Experten zerstören. Hierzu soll es genügen, die Antenne zu beschädigen. Andererseits können aber auch moderne Zahlungsmittel oder Kundenkarten mit dieser Technologie ausgestattet sein. Besonders die Deutsche Bahn sowie die Metro Konzerngruppe wurden von verschiedenen Vereinigungen kritisiert, als zwischen den Jahren 2003 und 2007 versteckte RFID in den Mitgliedskarten entdeckt wurden. In den letzten Jahren mehrten sich neben den bekannten Datenschutzbedenken auch mehrere Umweltschutzorganisationen zu Wort. Als Grund gaben diese an, dass RFID Produkte mitunter nicht von den eigentlichen Verkaufsprodukten ablösbar seien. Glasprodukte oder Umverpackungen aus Papier wären im Nachhinein nicht mehr eindeutig im Recyclingverfahren auftrennbar. Regelungen zur Entsorgung von RFID stehen bisweilen aus, während immer mehr Bereiche, darunter der aktuelle Personalausweis, für den Einsatz erschlossen werden. Die kontaktlosen Chips können jüngeren Studien zufolge charakteristisch auch im Bereich der modernen Medizin zu Fehleinschätzungen in der Diagnostik führen. Die elektromagnetischen Signale der Chips könnten nach diesen Studien Messwerte geringfügig verändern. Tests der Forschergruppen haben dabei ergeben, dass Fehler im Einflussbereich von mehreren Metern auftreten können. Eine Gefahr besteht demnach vor allem für Messungen im Intensivbereich. Seit jüngster Zeit warnen Kaufhausketten ihre Kunden ausdrücklich vor Waren mit RFID Sicherungen und kleben die Chips mit speziellen Aufklebern ab. Die so genannten CHIPAXXS Aufkleber unterdrücken nach dem Verkauf die Kommunikationsmöglichkeiten der RFID Chips.