Ein Internet Service Provider – abgekürzt auch ISP oder Internet Access Provider genannt – ist ein Geschäftsmodell beziehungsweise eine Organisation, die Anwendern den Zugang ins Internet ermöglicht und in der Regel auch noch damit zusammenhängende Dienstleistungen anbietet. Bei vielen Internet Service Providern handelt es sich um Telefondienstleister oder andere Telekommunikationsunternehmen. Diese bieten verschiedenste Dienstleistungen an, bei denen es sich vor allem um den Internetzugang, den Datenverkehr innerhalb des Internets, die Registrierung von Domain-Namen, Hosting-Dienste, Einwahlzugänge, Wählleitungen und Serverhousing handelt.
Ein Internet Service Provider kann auf unterschiedliche Art und Weise organisiert sein, beispielsweise als kommerzielles Unternehmen, als Non-Profit Organisation, gemeinschaftliches Unternehmen oder als eine andere Form von Privatunternehmen.
Geschichte der Internet Service Provider
Ursprünglich wurde das Internet als geschlossenes Netzwerk zwischen verschiedenen regierungsbeauftragten Versuchslaboren und wichtigen Universitäts-Departments organisiert. Ab den späten 1980er Jahren begann sich das Internet jedoch allmählich in eine etwas kommerziellere Richtung zu entwickeln; die ursprünglichen Restriktionen wurden bis einschließlich 1995 vollständig abgeschafft, 4 Jahre, nachdem das World Wide Web der breiten Öffentlichkeit erstmals zur Verfügung gestellt wurde.
1989 startete der erste Internet Service Provider in Australien. Noch im gleichen Jahr nahm auch in den USA der erste ISP seinen Dienst auf. Dabei handelte es sich um ein in Massachusetts stationiertes Unternehmen, das somit den ersten kommerziellen Internet Service Provider innerhalb der USA repräsentierte. Die ersten Kunden wurden bereits ab November 1989 mit einem Internetzugang versorgt.
Unterscheidungsmerkmale von Internet Service Provider
Grundsätzlich kann man zwischen 6 verschiedenen Formen von ISPs unterscheiden. Je nach Zielgruppe und Angebot weisen diese Provider ganz spezifische Charakteristiken auf. Die klassische Form stellt der so genannte Access Provider dar, der eine Vielzahl von Technologien anbietet um seinen Kunden die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Internet zu verbinden. Im Falle von Privatnutzern oder Kleinunternehmen werden als traditionelle Option meist Kupferkabel verwendet um eine Einwahl-Verbindung zu gestatten.
Heutzutage werden aber vor allem DSL (meist als Asymmetric Digital Subscriber Line, also ADSL), Kabelmodems oder ISDN (Integrated Services Digital Network) genutzt. Eine besonders neue Form stellen optische Kabel dar, die den Kunden als „Fiber To The Home“ zur Verbindung mit dem Internet zur Verfügung gestellt werden und eine besonders schnelle Übertragung ermöglichen. Bei Kunden, die spezifische und höhere Anforderungen haben – beispielsweise mittelständische Unternehmen oder Großkonzerne, aber auch andere Internet Service Provider – werden in der Regel High-Speed DSL , Ethernet, Metropolitan Ethernet, Gigabit Ethernet, Frame Relay, ISDN Primary Rate Interfact, ATM (Asynchroner Transfermodus) und synchrone, optische Netzwerke (SONET) eingesetzt und die entsprechende Infrastruktur verlegt. Auch Wireless-Zugänge – inklusive Internetzugang per Satellit – haben sich mittlerweile zu einer weitverbreiteten und häufig genutzten Methode entwickelt.
Viele Access Provider bieten außerdem Hosting-Dienstleistungen und einen E-Mail-Service an. Im Gegensatz zu Access Providern handelt es sich bei Mailbox Providern um eine Abteilung oder Organisation, die Hosting-Dienste für E-Mail-Postfächer zur Verfügung stellt. Dadurch werden Nachrichtendienste ermöglicht, die sowohl das Senden, Empfangen, Akzeptieren und Speichern von E-Mails für andere Organisationen oder den Endbenutzer selbst auf Basis dessen Wunsches und dessen expliziter Beauftragung ermöglicht. Oftmals sind Mailbox Provider darüber hinaus auch noch klassische Access Provider, viele Online-Anbieter ermöglichen jedoch ausschließlich die Einrichtung eines Postfaches und stellen selbst keine Internetverbindungen her.
Die Definition des RFC 6650 deckt sowohl E-Mail Hosting-Dienste, als auch die entsprechenden Abteilungen von Unternehmen, Universitäten, Organisationen, Gruppen und Individuen, die ihre Mail-Aktivitäten selbst managen, ab. Diese Aufgaben werden meist durch die Implementierung des Simple Mail Transfer Protocol – auch SMTP genannt – erledigt, während der Zugriff auf Nachrichten beispielsweise mithilfe des Internet Message Access Protocol (IMAP), dem Post Office Protocol, Webmail oder einem anderen, proprietären Protokoll erfolgen kann.
Eine weitere Form der Internet Service Provider stellt der Hosting ISP dar. Hosting Internet Service Provider bieten sowohl E-Mail und FTB als auch Web-Hosting Dienstleistungen an. Andere Services beinhalten virtuelle Dienste, wie zum Beispiel Clouding, aber auch komplette physikalische Server werden offeriert, auf denen Kunden ihre eigene Software selbstständig installieren und betreiben können. Im Bereich der Transit Internet Service Provider können vor allem die so genannten Upstream-ISPs genauer definiert werden. Genauso wie Endkunden für die Zurverfügungstellung des Internetzugangs bezahlen müssen, sind auch ISPs selbst dazu verpflichtet an die erwähnten Upstream-ISPs ein Entgelt für den Zugang zu entrichten.
Ein Upstream-ISP verfügt in der Regel über ein größeres Netzwerk als der unter Vertrag stehende ISP und ist meist auch in der Lage, dem ISP-Kunden Zugang zu Teilen des Internets zu ermöglichen, zu denen der vertraglich verpflichtete ISP selbst ansonsten keinen Zugriff hätte. Im einfachsten Fall wird eine Einzelverbindung zu einem Upstream-ISP hergestellt, die dafür genutzt wird, Daten zu oder von bestimmten Bereichen des Internets zu übertragen, die sich außerhalb des Heimnetzwerks befinden. Diese Art von Verbindung wird oftmals wasserfallartig vervielfältigt, bis ein so genannter Tier-1-Träger erreicht wird.
In der Realität ist diese Situation jedoch meist etwas komplexer. Internet Service Provider, die mehr als einen PoP (Point of Presence) haben, können außerdem separate Verbindungen zu einem Upstream-ISP an mehreren PoPs einrichten. Für Kunden von mehreren Upstream-ISPs ist es möglich, Verbindungen zu jedem einzelnen von ihnen aufzubauen – egal ob an einem oder verschiedenen PoPs. Virtuelle Internet Service Provider (abgekürzt VISP) verwenden ein Modell, bei dem Dienstleistungen von anderen ISPs (in diesem Kontext auch manchmal Großhandels-ISP genannt) zugekauft werden, die dem VISP gestatten, Kunden den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Dafür werden die Dienste und die Infrastruktur, die vom Großhandels-ISP besessen und administriert werden, genutzt.
Schlussendlich gibt es auch noch die Gruppe der Free ISPs, bei denen es sich um Internet Service Provider handelt, deren Dienstleistungen kostenlos angeboten werden. Viele Free ISPs schalten als finanziellen Ausgleich Werbung, während der Benutzer mit dem Anbieter verbunden ist. Einige andere kostenlose ISPs, oftmals auch Freenets genannt, werden hingegen auf einer Non-Profit-Basis betrieben und in vielen Fällen von freiwilligen Mitarbeitern unterstützt.
Peering
Internet Service Provider können sich auch für das gemeinschaftliche Peering zusammenschließen. Dabei werden mehrere ISPs miteinander an bestimmten Peering Points oder IXs (Internet Exchange Points) verbunden, wodurch das Übermitteln von Daten zwischen den einzelnen Netzwerken ermöglicht wird, ohne dass dabei Kosten für die jeweiligen ISPs anfallen. Üblicherweise würden diese Daten sonst mit Hilfe eines außenstehenden Upstream-ISPs übertragen werden, was dementsprechend auch zur Verrechnung von Gebühren führen würde.
ISPs, die keinen Upstream benötigen und deren Kundenstamm nur aus Endbenutzern oder Peer-ISPs besteht, werden Tier-1-ISPs genannt. Netzwerk-Hardware, Software und Spezifikationen, aber auch das Fachwissen von Profis aus dem Bereich des Netzwerkmanagements stellen wichtige Faktoren dar, um sicherzustellen, dass sämtliche Daten auf der effizientesten und schnellsten Route unterwegs sind und auch die Upstream-Verbindungen verlässlich funktionieren. Ein Kompromiss zwischen Kosten und Effizienz ist jedoch meistens möglich und notwendig.
Housing
Unter dem Begriff Serverhousing bezeichnet man den Dienst von ISPs, bei dem den Kunden ein eigenes Rechenzentrum zur Verfügung gestellt wird, in dem deren Server betrieben werden können. In den meisten Fällen umfasst das Housing gesamte Serverschränke, teils aber auch nur bestimmte Teile davon. Zentrale Dienstleistungen beim Serverhousing stellen die Gewährleistung einer verlässlichen Stromversorgung, Klimakontrolle, Alarmanlagen und Zutrittsüberwachungen dar.
Staatliche Verwendungsmöglichkeiten von ISPs
Internet Service Provider sind in vielen Ländern gesetzlich dazu verpflichtet, Gerichten, polizeilichen Organisationen und Geheimdiensten relevante Daten zur Verfügung zu stellen, um die Überwachung von einigen oder allen Informationen, die über den ISP übermittelt werden, zu gewährleisten. Moderne Internet Service Provider integrieren deshalb ein breites Portfolio an Überwachsungs- und Schnüffel-Tools in ihren Netzwerken. Auch Softwarelösungen werden verwendet und ermöglichen es, den Verkehr innerhalb des Netzwerkes in Echtzeit zu verfolgen.