Eine Schlagwortwolke oder auch Schlagwortmatrix, ist eine Methode zur visuellen Darstellung von verschiedensten Informationen. Sie beinhaltet zwischen 30 und 150 Tags bzw. Schlagwörter. Die Tags werden dabei in einer Liste alphabetisch sortiert und in Form einer Fläche angezeigt. Die einzelnen Wörter werden zusätzlich unterschiedlich gewichtet.
Wie eine Wolke, verändert auch die Tag Cloud ihre Darstellungsform, denn mit steigender Häufigkeit der Zugriffe auf die Tags, ändert sich die Größe der Schrift oder der Fettgrad der Schrift. Es besteht ebenso die Möglichkeit, die Tags mit anderen Farben darzustellen. Durch die Gewichtung der Tags sowie durch ihre alphabetische Anordnung, um zugleich ihre relative Bedeutung anzuzeigen, ist dieses Tool eine besonders hilfreiche Methode für eine sehr schnelle Wahrnehmung der wichtigsten Wörter. Die Tag Cloud wird daher auf bestimmten Webseiten als Navigationshilfe verwendet, da sämtliche Tags mit anderen Artikeln oder Seiten verlinkt werden. Die Tag Cloud kann in diesem Fall als eine Linksammlung angesehen werden, die sich idealerweise ständig aktualisiert. Der Benutzer hat es dadurch leichter, denn ihm werden häufig genutzte, besonders interessante oder aktuelle Begriffe schneller zugänglich gemacht. So auch beim Einsatz in Weblogs, beim gemeinschaftlichen Indexieren oder dem Social Tagging.
Die Geschichte der Tag Cloud
Im Jahr 1995 entstand die erste und in englischer Sprache gedruckte Abbildung einer Tag Cloud oder zumindest einer gewichteten Liste mit Schlüsselwörtern. Sie wurde in dem Roman Microserfs von dem kanadischen Schriftsteller und Künstler Douglas Coupland verwendet. Eine deutsche Version der Tag Cloud gab es allerdings schon im Jahre 1992. Auf dem Einband eines Buches von Gilles Deleuze und Felix Guttari wurde hier bereits eine sogenannte Begriffswolke abgebildet. Als Sprache der visuellen Darstellung wurde die Tag Cloud häufig auch als geographische Karte verwendet, um die relative Größe von Städten mit Bezug auf die relative Schriftgröße darzustellen. Die spezifische optische Form und der Begriff Tag Cloud wurden in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts noch bekannter. Als weit verbreitetes Feature von Webseiten und Blogs wurde sie primär genutzt, um die Frequenz der Schlagwort-Metadaten, die die Inhalte der Webseite beschreiben, darzustellen. So hat sie sich als nützliches Navigationstool etabliert.
Die uns heute bekannten Schlagwortwolken wurden wahrscheinlich das erste Mal im Jahre 2002 von einem Herren namens Jim Flanagan als visuelle Darstellungsform eingesetzt. Basierend darauf wurde die Tag Cloud im Jahr 2004 auf einer hochkarätigen Photo Sharing Webseite vom dem Interaktionsdesigner Stewart Butterfield angewendet. Doch bald führte die Methode der Tag Cloud zu einer gewissen Übersättigung und die Zweifel über deren Nutzung als praktische Navigationshilfe wurden lauter. Dies führte letztendlich zu einem Rückgang der Nutzung bei den ersten und frühen Anwendern. Dieser Entwicklung folgte jedoch eine zweite Generation, die umfassendere Anwendungen in der Tag Cloud entdeckte, die bis heute aktuell sind. Ihre Popularität erlangte sie vor allem durch die Suchmaschinenoptimierung von Webseites sowie als Unterstützung bei der Navigation von Inhalten.
Unterschiedliche Typen der Tag Cloud
Vor allem in sozialen Anwendungen, der Social Software, existieren drei Haupttypen der Tag Cloud. Der Fokus liegt hier eher auf dem Inhalt als auf deren Aussehen. Der erste Typ zeigt die Häufigkeiten von Tags bzw. Elementen an. In einer sogenannten Textwolke werden die einzelnen Tags, je nach Anzahl der Zugriffe, über einen Größenunterschied als gewichtete Liste dargestellt. Diese Technik wurde kürzlich verwendet, um den aktuellen Inhalt von politischen Texten zu visualisieren. Als Beispiel ist hier der Vergleich zwischen den Ansprachen zur Lage der Nation von Präsident Bush in 2002 und Präsident Obama in 2001 zu nennen. Die Methode bedeutet kein präzises Ergebnis, da hier nur Metadaten zu einem Thema angezeigt werden, die eine demokratische Mehrheit verwendet hat, wie z. B. die Darstellung von Bands, die in bestimmte Genres eingeordnet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Form einer Datenwolke. Sie bildet eine Datenanzeige ab, die verschiedene Schriftgrößen und/oder Farben verwendet, um vor allem numerische Werte darzustellen. Sie ist ähnlich einer Tag Cloud, nur dass sie anstatt der Anzahl von Wörtern, z. B. Daten von Bevölkerungen oder Börsenkursen zeigen.
Der zweite und am häufigsten verwendete Typ ist eine sogenannte globale Tag Cloud, die die Frequenzen aller Nutzer und Themen aufsummiert, d. h. die resultierende Wolke enthält die Wörter, die häufig in Verbindung mit dem Suchwort verwendet werden. Die Tags, die auf ein Thema verweisen, werden je nach Nutzung größer sowie heller dargestellt und machen gleichermaßen die Beliebtheit der Tags sichtbar. Dieser Typ wird auch als Ordnungs- oder Anordnungswolke bezeichnet. Sie erweitert die Möglichkeiten einer Textwolke, da sie einen fokussierten Blick auf ein Dokument zulässt. Anstelle der Zusammenfassung eines gesamten Dokuments, prüft die Ordnungswolke die Verwendung eines bestimmten Wortes. Dieser Typ unterstützt einen interaktiven Weg, um verschiedene Sprachen zu erforschen.
Beim dritten Typ werden Kategorien gebildet, die auf bestimmte Inhalte schließen lassen. Je nach Anzahl der Inhalte bzw. der Unterkategorien der Tag Cloud, werden auch hier die Tags größer angezeigt. So wird die Schlüsselwortwolke in ihren verschiedenen Typen manchmal auch als Ausdruck des Suchmaschinen-Marketings (SEM = search engine marketing) benutzt. Mit dessen Hilfe wird auf eine Gruppe von Schlüsselwörtern verwiesen, die für bestimmte Webseites relevant sind.
Optik und Benutzerfreundlichkeit der Tag Cloud
Tag Clouds sind normalerweise durch Inline-HTML-Elemente dargestellt. Mit zahlreichen visuellen Eigenschaften kann die Tag Cloud optisch gestaltet werden. Neben der Änderung von Schriftgröße, Farbe und Intensität, können die einzelnen Tags alphabetisch sortiert, in einer zufälligen Reihenfolge oder auch verschieden gewichtet dargestellt werden. Die beliebteste optische Form ist das Rechteck, indem die Tags alphabetisch geordnet und Zeile für Zeile der Reihe nach aufgelistet sind.
Es wird empfohlen, das Layout vor allem nach den Zielen des Benutzers auszuwählen. Einige bevorzugen eine semantische Anordnung, so dass ähnliche Tags ihrer Bedeutung nach beieinander erscheinen. Hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit ist in Tests festgestellt worden, dass unerfahrene Anwender häufiger Probleme mit den Wortwolken haben. Offenbar ist es so, dass ihnen nicht klar ist, warum einige Wörter größer sind als andere. Ebenso sind die Clouds für sie intuitiv nicht schlüssig. Dagegen haben erfahrene Nutzer keine Probleme in der Handhabung und sehen die Tag Cloud eher als Bereicherung.
Wahrnehmung und Erstellung einer Tag Cloud
Tag Clouds wurden jüngst in Usability Studien untersucht. Eine Zusammenfassung von Ergebnissen von Lohmann et al. zeigt, dass große Tags mehr Aufmerksamkeit erregen als kleine. Als Nebeneffekte zählen die Anzahl der Zeichen, die Position oder benachbarte Tags. Ebenso wird festgehalten, dass Tags eher abgescannt, anstatt gelesen werden. Ein durch das Layout ausgelöster Effekt ist, dass zentrierte Wörter mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als solche, die näher an der äußeren Grenze liegen. Daneben wird der linke obere Quadrant mehr beachtet als die restlichen.
Tag Clouds sind keine optimale Unterstützung, wenn die Schriftgröße nicht genügend groß erscheint. Bei der Erstellung ist es prinzipiell so, dass die Schriftgröße der Tags durch deren Häufigkeit bestimmt wird. In Kategorien eines Weblogs entspricht beispielsweise die Häufigkeit der Anzahl von Einträgen, die einer Kategorie zugeordnet sind. Bei einer kleinen Häufigkeit reicht es aus, für jede Anzahl von eins bis zu einem maximalen Wert, die Schriftgröße direkt anzugeben. Bei größeren Häufigkeiten wird zu einer Normierung geraten. Dort gibt es die lineare Normierung für kleine, oder die logarithmischen Darstellung für größere Wertebereiche. Für die Erstellung von Tag Clouds wird in der Regel eine geeignete Software verwendet. Diese können die Tags und deren Frequenz beispielsweise aus Texten oder Webseiten automatisch bestimmen und generieren. Andere wiederum benötigen zuerst eine Liste von Tags und deren Gewichtung, um daraus eine Tag Cloud erstellen zu können.