Mit dem Begriff Open Source Marketing werden zwei Marketing-Arten bezeichnet: Zum einem bezeichnet Open Source Marketing das Marketing für Open Source Anwendungen. Zum anderen werden mit diesem Begriff auch Marketing Strategien kommerzieller Unternehmen bezeichnet, die sich der Methoden der Open Source Bewegung bedienen, um ein kommerzielles Produkt auf dem Markt zu platzieren und den kommerziellen Verkauf zu erhöhen.
Open Source Marketing für Open Source Anwendungen
Open Source Anwendungen werden nicht primär dafür entwickelt, um Geld zu verdienen. Vielmehr orientieren sich die Entwickler vom Open Source Anwendungen an den Bedarf der Nutzer und versuchen kostengünstige Lösungen für die unterschiedlichen Probleme zu finden. Die Offenlegung des Quellcodes, die der Open Source Bewegung ihren Namen gab, führt schließlich dazu, dass sich im Idealfall jeder Interessierte an der Weiterentwicklung und Verbesserung der Open Source Software beteiligen kann. Da der Quellcode ohnehin kostenlos weiter gegeben werden darf, richtet sich das Open Source Marketing für Open Source Anwendung nicht auf Gewinnmaximierung. Er zielt vor diesem Hintergrund nicht darauf ab, den Marktanteil zu erhöhen, um daraus eine dominante Marktstellung, hohe Absatzraten und großen Profit zu erwirtschaften. Vielmehr ist Open Source Marketing für Open Source Software in erster Linie darauf ausgerichtet, eine große Zahl von Benutzern zu gewinnen, um auf diese Weise auch die Grundgedanken der Open Source Bewegung zu verbreiten, demzufolge grundsätzlich jede Software freizugänglich sein sollte. Neben den „ideologischen“ Überlegungen ist eine große Nutzergemeinde aber auch aus handfesten Gründen für Open Source-Projekte erstrebenswert. Je mehr Nutzer die Programme haben, desto schneller fallen Fehler auf, die durch die große Beteiligung schnell behoben werden können. Je mehr Nutzer das Programm hat, desto mehr Entwickler werden sich auch bereitfinden, daran mitzuarbeiten. Neue Ideen und Verbesserungen können – nicht zuletzt weil der Quellcode freizugänglich ist – relativ einfach in das Projekt einfließen. Je größere die Nutzergemeinde sind, desto stärker werden sich schließlich auch quelloffene Standards verbreiten, was wiederum zu einer Stärkung der Open Source Software insgesamt führt.
Methoden des Open Source Marketings
Da die Entwicklung und der Vertrieb von Open Source Software nicht auf Gewinnerzielung abstellen, gibt es bei zahlreichen Open Source Projekten Finanzierungsschwierigkeiten, die eine kommerzielle Werbung meist unmöglich machen. Stattdessen dominiert im Open Source Marketing das Empfehlungsmarketing. Noch immer erweist sich die Empfehlung an Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen als äußerst effektiver Weg, die Verbreitung eines bestimmten Computerprogrammes zu befördern. Die Entwickler von Open Source Programmen machen es den Nutzern oft leicht, das Programm weiter zu empfehlen, indem sie Werbematerial in Verbindung mit dem Programm selbst als Download bereitstellen. Ein fester Bestandteil des Open Source Marketing ist auch, Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Internetportale und Blogger zu redaktionellen Berichterstattung über das Open Source Projekt zu bewegen. Werbekampagnen, die sich den herkömmlichen Mitteln der Werbeanzeigen bedienen, sind hingegen vergleichsweise selten, da die Open Source Projekte oft die Kosten für diese Werbeformen nicht aufbringen können. Gelegentlich gelingt es aber, genügend Spender zu motivieren, um Anzeigen schalten zu können. So gelang es beispielsweise der Initiative Spread Firefox, die sich die Verbreitung des Open Source Internetbrowsers auf die Fahnen geschrieben hat, eine doppelseitige Anzeige in der New York Times über Spenden zu finanzieren.
Open Source Marketing in Web 2.0
Der Initiative Spread Firefox gelang diese Spendenakquise nicht zuletzt durch eine geschickte Nutzung der Möglichkeiten, die das sogenannte Web 2.0 eröffnet. Die Herausbildung einer Community für die jeweiligen Open Source Projekte in den sozialen Netzwerken stellt dabei einen wesentlichen Bestandteil des Open Source Marketing dar. So konnte die Initiative Spread Firefox mit Foren, Blogs und Chats eine große Fangemeinde aufbauen. Innerhalb dieser Fangemeinde bildeten sich bald Arbeitskreise, in denen Freiwillige unterschiedliche Projekte und Marketingstrategien entwickelten, um die Verbreitung von Firefox zu fördern. Da die Mitarbeit an diesen Projekten in der Regel nicht finanziell belohnt wird, werden die Mitarbeiter im immateriellen Sinne belohnt. Zum einem werden sie dadurch motiviert, an einem großen Projekt mitzuarbeiten und ihre Kreativität und ihre Meinung einbringen zu können. Zum anderen belohnt die Community fleißige Entwickler und Mitwirkende mit Anerkennung und Respekt.
Open Source Marketing für kommerzielle Unternehmen
Mit der wachsenden Verbreitung des sogenannten Web 2.0, in dem auch immer mehr privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen präsent sind, bildete sich schließlich die zweite Form des Open Source Marketing heraus: Private Unternehmen integrieren die geschilderten Methoden in ihre Marketingstrategie. Dabei ist jedoch ein wesentlicher Unterschied zu beachten. Die Communities von Open Source Projekten beteiligen sich vor allem deshalb an der Entwicklung, weil die Ergebnisse prinzipiell jedem Menschen zugutekommen, ohne dass eine Firma alleine davon profitiert. Das bedeutet aber auch, dass kaum jemand bereits sein wird, sich freiwillig für ein Projekt einzusetzen, dass letztlich nur den Gewinn eines privaten Unternehmens fördert.
Vor diesem Hintergrund muss ein Unternehmen, das die Gemeinschaft im Web 2.0 für eine Marketingstrategie einsetzen will, vor allem den Freiwilligen einen echten Nutzen versprechen, der sie für ihr Engagement belohnt. Einige großen Firmen haben beispielsweise die Zielgruppe der Werbung selbst in die Gestaltung der Werbung einbezogen, und ihnen so das Gefühl vermittelt, von der Firma nicht nur als Adressat, sondern vor allem als wichtiger und gefragter Akteur wahrgenommen zu werden. Wenn es schließlich gelingt, mit Hilfe der Communities gute und witzige Werbekampagnen zu entwerfen, sollte es natürlich selbstverständlich ein, dass die Materialien für diese Kampagne frei zugänglich sind. Wer den Mitgliedern der Community erlaubt, dieses Material kostenlos zu nutzen, kann gewiss sein, dass die Mitglieder das tun werden. Damit erhöhen sich die Verbreitung und der Marketingeffekt. Ebenso gehört es zu einem guten Open Source Marketing, in den unterschiedlichen sozialen Netzwerken nicht nur eine Diskussion über die Werbung, sondern vor allem auch über die Produkte und das Unternehmen selbst zuzulassen. Auch kritische Stimmen müssen dabei ausgehalten werden, da sich schon oft der Versuch, solche Stimmen zu unterdrücken sehr negativ auf das Unternehmen ausgewirkt hat.
Insgesamt führt also das Open Source Marketing zu einem intensiven Austausch mit der Kunden, der letztlich dazu führt, dass der Kunde sich aktiv in die Marketingstrategie einbringt. Indem das Unternehmen damit ein Stück seiner Autonomie aufgibt, kann der Erfolg des Marketings erheblich gesteigert werden.
Zusammenfassung
Open Source Marketing bezeichnet sowohl das Marketing für Open Source Anwendungen als auch Marketingstrategien von kommerziellen Unternehmen, die Open Source Prinzipien verwenden. Bei Open Source Anwendungen steht nicht der Gewinn im Mittelpunkt, sondern die Schaffung einer großen Nutzergemeinschaft und die Förderung des Open Source Gedankens. Der offene Quellcode ermöglicht eine breite Community-Beteiligung bei der Weiterentwicklung und Fehlerbehebung.
Finanzierungsschwierigkeiten zwingen Open Source Projekte oft, auf herkömmliche Werbemethoden zu verzichten. Stattdessen ist Empfehlungsmarketing und redaktionelle Berichterstattung weit verbreitet. Gelegentlich können auch Spenden für bezahlte Werbekampagnen akquiriert werden, wie etwa bei der Initiative Spread Firefox.
Das Web 2.0 bietet neue Möglichkeiten für Open Source Marketing. Die Bildung einer Online-Community mit Foren, Blogs und Chats fördert die Verbreitung von Projekten und motiviert Freiwillige durch immaterielle Belohnungen wie Anerkennung und Respekt.
Kommerzielle Unternehmen, die Open Source Marketing-Methoden anwenden, müssen der Community echten Nutzen bieten, um Engagement zu fördern. Dies kann durch aktive Einbeziehung der Zielgruppe in die Werbegestaltung und die Bereitstellung von freizugänglichen Marketingmaterialien erreicht werden. Die Offenheit für Diskussionen und kritische Stimmen in sozialen Netzwerken ist ebenfalls wichtig für den Marketingerfolg.